Vorstadt mit Fruchtmarkt im Hochwasser
In den Jahren 1862, 1876 und sieben Jahre später im Jahre 1883 standen der Fruchtmarkt, die Vorstadt und die Gerbhausstraße unter Wasser. Das Hochwasser stand etwa bis auf Höhe der Rheinstraße.
Für die Überquerung der gefluteten Bereiche benutzte man Nachen, von denen es in der Stadt einige gab. Mit langen Stangen stakte man diese vorwärts. Gleich mehrere hiervon sind auf dem Bahnhofsvorplatz zu sehen, um Menschen und Waren von und zu den Zügen zu transportieren, die damals trotz Hochwasser fuhren. Allerdings war die Strecke auch noch nicht elektrifiziert.
Eine Hochwasser-Bootsfahrt durch die überschwemmten Straßen soll ein obligatorisches Ritual für die Binger und auch eine Art Freizeitvergnügen für Bürger aus höher gelegenen Bereichen gewesen sein.
Ansonsten balancierte man über Holzstege von einem Ort zu anderen.
Das Foto 1 wurde am 04.02.1862 aufgenommen und zeigt das Hotel „Belle Vue“ (heute Starkenburger Hof) noch mit einer Dachabflachung zur Stadtseite hin. Im Hintergrund ragt das „Hotel Germania“ (heute Parkplatz seitlich des Hildegard-Kreisels) wie ein Riegel ins Bild. Den Eingang Salzstraße flankieren das „Café Kimmich“ (Carlson) und gegenüber das „Hotel Karpfen“ (Modehaus Heck).
Auf dem Foto 2 vom 19.03.1876 erkennt man die Dachanhebung des nun „Brod’s Hotel Bellevue“ genannten späteren Starkenburger Hofs.
Eine Nachenparade wartet am 04.01.1883 auf dem dritten Foto vor dem Bahnhof auf Passagiere. Der Pegel stand an jenem Tag bei 6,29 m. Im Hintergrund die 1860 erbaute evangelische Kirche.
Auf dem vierten Foto von der Ecke Rathausstraße hat sich eine interessierte Menschenmenge versammelt, um die Lage zu begutachten. Man verharrt gerade offensichtlich regunglos auf den Stegen und in einem Nachen, um von dem Fotografen auf die Platte gebannt werden.
Weitere Hochwasser-Informationen und Fotos findet Ihr im ArchivDingsTag-Post vom 18.06.2024.
ArchivDingsTag, 2. Juli 2024