Brückenkapelle Drususbrücke

Die Brückenkapelle im Landpfeiler der Drususbrücke ist die wahrscheinlich älteste erhaltene Brückenkapelle in Deutschland und die einzige unterirdische.

Aus dem Schiefergestein des rechten Naheufers herausgehauen liegt sie auf der Achse der Nahebrücke 4,50 Meter unter dem heutigen Straßenniveau. Ein halbkreisförmiges Kreisgewölbe „in sauberem mit dem Hammer gerichteten Bruchsteinmauerwerk mit altertümlich breiten Mörtelfugen“ überdeckt den Raum.

Die angedeuteten Fensteröffnungen der ca. 3,8 x 3,8 m großen Kapelle sind heute zugemauert. Ihr Vorhandensein könnte darauf schließen, dass sie in früheren Zeiten nicht vom Pfeiler umschlossen war, sondern aus diesem herausragte oder gar außerhalb des Pfeilers stand. Die Darmstädter Zeitung berichtete 1877, dass ein Fenster einmal „einen winzigen Lichteinlass“ hatte, der nun geschlossen sei und in weiteren Beschreibungen aus dem letzten Jahrhundert ist von einem Lichtschacht zu lesen.

Schließlich wurde das seit seiner Erbauung im Jahre 989 durch Erzbischof Willigis wichtige Verbindungsstück einer stark frequentierten Überlandstraße aus kriegstaktischen Gründen mehrfach unpassierbar gemacht und immer wieder aufs Neue hergerichtet.

Bei der großen Zerstörung von Bingen durch französische Truppen 1689 im neunjährigen Krieg (Pfälzischer Erbfolgekrieg) wurde auch die Drususbrücke wieder einmal ein militärisches Opfer. Wegen fehlender Mittel konnte sie 1699 nur notdürftig mittels Holzverstrebungen repariert werden. Erst 1772 erfolgte der steinerne Reparatur die bis 1945 Bestand hatte, als die Wehrmacht einen der Brückenbogen sprengte, um das Vorrücken der amerikanischen Truppen zu verhindern. Durch amerikanische Pioniere notdürftig passierbar gemacht wurde sie 1951/52 wieder hergerichtet und dabei um 3 Meter verbreitert.

Die Brückenkapelle grenzte einst unmittelbar an den Keller des Gasthauses „Drususbrücke“. Mit dem Abriss des Gebäudes im Juli 1972 und dem anschließenden Ausbau der Kreuzung an der Drususbrücke, wurde ein neuer Zugang mit Vorraum geschaffen. Seit dem 31. Mai 1979 ist die Brückenkapelle wieder über Führungen zugänglich und am „Tag des offenen Denkmals“ für jeden geöffnet. 

Ob die Brückenkapelle mit der Bonifatiuskapelle identisch ist, wie in manchen älteren Unterlagen vermutet wird, ist bisher nicht belegt.

Übrigens...

Die Brückenkapelle unterhalb der Drususbrücke wird auch 2024 am Tag des offenen Denkmals geöffnet sein. Nämlich am kommenden Sonntag, 8.9. Ihr könnt sie zwischen 10 und 16 Uhr besuchen

Das gilt unter anderem übrigens auch für die Klosterarkaden in der Villa am Rupertsberg und das Museum am Strom - bei freiem Eintritt, von 10 bis 17 Uhr.

Infos über alle teilnehmenden Denkmäler in Bingen findet ihr  hier.

ArchivDingsTag, 3. September 2024