Der deutsche Weinbaukongress 1931

Der 37. Deutsche Weinbaukongress in Bingen

Einblick in den Weinbaukongress 19311931 war Bingen Gastgeber des 37. Deutschen Weinbaukongresses vom 29. August bis 2. September. 90 Weinanbieter offerierten ihre Weine, darunter einige Binger Weingüter.

Als Eintrittskarte zum Kongress fungierte ein Festabzeichen, nach einem Entwurf des damaligen Studienrates Rudolf Müller von der Hessischen Höheren Bauschule in Bingen. Die Ausgabe des Festabzeichen erfolgte im östlichen Teil des Heimatmuseums (Badhaus, siehe vorletztes Foto bei Winzerfest 1930), das man auch telefonisch unter 3111 erreichen konnte. Hier erhielten die Teilnehmer*innen auch die offizielle Festschrift, Reiseführer und weitere Drucksachen. Ein Artikel in der Rhein- und Nahe-Zeitung wies darauf hin, dass man dort auch alle Karten - auch für die Weinbau-Ausstellung - sowie Auskünfte über Unterkünfte, Fahrkartenausgabe und so weiter am Standort des Verkehrsbüros ("Pavillon") erhalten konnte. Telefonnummer: 2684.

Der Begrüßungsabend in der Binger Festhalle

Einblick in den Weinbaukongress 1931Der „Schwere der Zeit“ geschuldet gab es für die Öffentlichkeit - sowohl Kongressteilnehmer*innen wie Besucher*innen - lediglich am 29. August eine Veranstaltung in Form eines Begrüßungsabends mit Darbietungen der Binger Vereine.

„Man hat mit Rücksicht auf die Schwere der Zeit auf alle sonstigen, bei artartigen Tagungen üblichen Veranstaltungen verzichtet, es bleibt nur dieser Begrüßungsabend als einzige Rahmenveranstaltung, damit unsere Gäste einmal wenigstens die Tagungssorgen vergessen und dem grauen Alltag auf einige Stunden entrückt sind.“
(Quelle: Der Begrüßungsabend in der Festhalle. Rhein- und Nahe-Zeitung, 26. August 1931)

Für eine Reichsmark konnte man im Kongressbüro im Heimatmuseum sowie an der Abendkasse seine Eintrittskarte für den "Rheinischen Abend" erwerben.

Auf die einführenden Eröffnungsreden folgte ein gemütlicher Abend der von einem Herrn Berkenhoff und Fritz Wagner eingeleitet wurde. Durch den weiteren Verlauf des Abend führte Ernst Jung.

Binger Weinbau-Ausstellung zusätzlich

Der Eingang zur Weinbauausstellung 1931. Links ist der Pavillon zu erkennen, dahinter das Badhaus. Rechts ist die Binger Festhalle (heute Palais Bingen).Ergänzend gab es in der Marne-Kaserne, sowie im Hof und dem freien Platz zwischen Badhaus und Festhalle eine Weinausstellung, die man zwischen dem 30. August und dem 6. September 1931 für 50 Pfennig Eintritt besuchen konnte, zum Beispiel im oben genannten Verkehrsbüro (halbrunder Pavillon an Bahnübergang Starkenburger Hof, später Vereinsheim der Binger Füsilieren. Heute fein geschotterte Freifläche mit einem Baum am Bahnübergang).

Die Ausstellungsleitung hatte wiederum ihr Büro im Tor der Marne-Kaserne, die früher zwischen Elektrizitätswerk (heute Museum am Strom) und dem Rhein-Nahe-Eck (heute Kongresszentrum und NH-Hotel) lag.

Nach der Hälfte der Ausstellungsdauer konnten bereits 8200 Besucher*innen verzeichnet werden. Jede*r Besucher*in erhielt ein Festabzeichen, die Festschrift, einen Reiseführer sowie Binger Werbeprospekte ausgehändigt, denn die Veranstaltung diente auch der touristischen Bewerbung der Stadt.

Einzigartig! Lesen Sie hier die Broschüren, die für den Weinkongress in Bingen erschienen sind.

Zwei Kleinode sind seit 2022 digital verfügbar: Die Festschrift zum Deutschen Weinkongress in Bingen und die Festnummer der Zeitschrift 1931 zum selbigen Event. Beide sind Teil der Sammlung des Binger Stadtarchivs und wurden mit OCR-Erkennung in schwarz-weiß digitalisiert. 

Klicken Sie hier, um die Festschrift herunterzuladen. (Hinweis: Die Datei umfasst 124,7 MB)

Klicken Sie hier, um "Das Weinblatt, Festnummer 1931" herunterzuladen. (Hinweis: Die Datei umfasst 82,2 MB)

Der beste Deutsche Weinkongress der letzten 25 Jahre oder mehr

Bei der Nachbesprechung lobte Bürgermeister Sieglitz den „glänzenden und erfolgreichen Verlauf" und ergänzte, dass der Kongress "sowohl den Ruf der alten Wein- und Rheinstadt Bingen in weite Kreise getragen habe, als auch in verkehrspolitischer Hinsicht von großer Wirkung gewesen sei".

Ein großes Lob gab er an die Binger Einwohner*innen weiter:

„Einer der Besucher habe ihm [Sieglitz] gesagt, die Kosten für diesen Schmuck [an den Häusern der Stadt] waren doch für die Stadt sicher eine ganz bedeutende Belastung. Er habe darauf erwidern können, daß die Stadtkasse dadurch garnicht(!) belastet würde, denn diesen Schmuck hätten die Binger Bürger für ihre Gäste gern aus eigenen Mitteln aufgebracht.“

Für den Schmuck konnte man bis zum 27. Oktober 1931 beim Stadtbauamt sein "Grün" bestellen. Das waren zum Beispiel Birkenreisige, mit denen Hauswände und Türen dekoriert wurden.

Der Aufruf des Stadtbauamtes mit der Bitte, die Häuser zu schmücken, wurde in der Rhein- und Nahe-Zeitung am 26.08.1931 veröffentlicht.

Einblick in den Weinbaukongress 1931Die Tourist*innen seien von der Binger Herzlichkeit und Gastfreundschaft angetan gewesen. So ließ der Ludwigshafener Hugo Grün, Kongressteilnehmer seit 25 Jahren über einen Leserbrief wissen, dass er den Umgang, Essen wie Trinken sehr angenehm und den Weinbaukongress in Bingen als einen der besten der letzten 25 Jahre fand.

„Angenehm berührte es mich, mit der Bürgerschaft zu verkehren, wie ich auch mit meiner Logie hochbefriedigt war. Ich habe mein Körpergewicht in diesen Tagen um 5 Pfund erhöht. Auch der Wein war gut und billig.
[...]
Ich bezeichne den Binger Weinbaukongreß durch den schönen Empfangsabend, die Weinkostprobe und sonstigen Darbietungen als einen der schönsten in meiner 25jährigen Tätigkeit als Aussteller. Darum auf Wiedersehen in Bingen!“
(Quelle: Hugo Grün (aus Ludwigshafen): Es hat gefallen! Rhein- und Nahe-Zeitung, 15.09.1931)

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