Vor 50 Jahren - Neues Stadion Hassia Bingen, Spiel gegen 1. FC Köln

Vor 50 Jahren stand Bingen ganz im Zeichen des Fußballs

Am 27. und 28. Juli 1974 feierte die Stadt die Eröffnung der neuen Sportanlagen von Hassia Bingen. Nicht nur der Rasenplatz war neu angelegt worden, es gab auch einen kleineren Trainingsplatz, der auch als Spielplatz für die E-Jugend diente, sowie eine Tennisanlage, deren Erstellung bereits zu einer großen Anzahl neuer Mitglieder geführt hatte. Mit finanzieller Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz, der Stadt Bingen und den Sportorganisationen hatte die Hassia auch einen beachtlichen eigenen Anteil an der Gestaltung des neuen Areals eingebracht.

Das neue Stadion am Hessenhaus, hier vermutlich 1981In der Festrede von Staatssekretär Dr.  Alois Schmitz in Vertretung von Sozialminister Dr. Heiner Geißler, wies dieser darauf hin, wie wichtig die Verbesserung der gesundheitlichen Infrastruktur als Landesaufgabe sei. Hier zählten auch die Sportstätten. Heinz Dexheimer blickte als Vorsitzender des Bauausschusses zurück, dass bereits Ende der fünfziger Jahre die Stadt mit der großzügigen und weitsichtigen Planung des Sportzentrums begonnen habe und der Plan gereift sei, das Gelände am Hessenhaus wieder zum Hauptspielfeld für Fußball zu gestalten. 1972 konnte mit der Planung und 1973 mit der Umsetzung begonnen werden.

Oberbürgermeister Dr. Gebauer zeigte sich in seiner Rede überzeugt, dass „auf diesem alten und nun wieder neu erstandenen Fußball-Feld der alte Hassia-Geist lebendig werde“. Viele weitere Prominente würdigten in ihren Ansprachen das Geschaffene. „Einig waren sich alle Redner über die Funktionalität und Schönheit der neuen Anlage“, berichtet die AZ.

Abends traf man sich zur Mitgliederversammlung im Rheingoldsaal der Burg Klopp, die so zahlreich besucht war, dass der Platz nicht ausreichte und man eng zusammenrücken musste. Nach Beendigung des offiziellen Teils wurde noch das Tanzbein geschwungen.

Programmhöhepunkt war ohne Zweifel das Spiel der Hassia gegen die komplette Bundesliga-Mannschaft des 1. FC Köln mit seinem „immer freundlichen“ Trainer „Tschik“ Caikovski. Auch Geschäftsführer Karl-Heinz Thelen und Präsident Weyand waren dabei. Natürlich galt die größte Aufmerksamkeit Wolfgang Overath (der trotz einer veritablen Blase an der Ferse und einer Halsentzündung dabei war), Bernd Cullmann und Heinz Flohe, die als Teil der WM-Mannschaft von 1974 gerade mal erst drei Wochen zuvor das Weltmeisterschaft-Endspiel gegen die Niederlande in München mit 2:1 gewonnen hatten.

Viele Besucher hatten sich zum Match eingefunden und standen in mehreren Reihen um das Spielfeld, wo die Binger Füsseliere vor und nach dem Spiel für musikalische Unterhaltung sorgten.  

Zur Pause stand es 5:0 für Köln, wobei die Hassiaten ein durchaus gutes Spiel geliefert hatten, auch wenn sich dies im Torverhältnis nicht darstellte. In der Pause stellten nicht nur die Kölner die Mannschaft um, auch die Binger wollten allen Spielern der ersten Mannschaft die Gelegenheit geben, vor so großer Kulisse gegen eine Bundesligamannschaft zu spielen. Am Ende stand es 8:0 für Köln.

Beim Empfang auf Burg Klopp, wo sich die Kölner in das Goldene Buch der Stadt eintrugen, hatte Oberbürgermeister Dr. Gebauer noch einmal an die schweren WM-Spiele und den persönlichen Einsatz der Nationalspieler erinnert, denn „kein Ereignis habe die deutsche Bevölkerung so mit Enthusiasmus und Anteilnahme erfüllt, wie die Weltmeisterschaft“. Statt einem kräftigen Schluck aus dem Weinpokal von Prinzess Schwätzerchen, den Trainer Caikovski sichtlich genoss, mussten sich die Spieler mit Orangensaft und Wasser zufrieden geben.

Von Bernd Cullmann wird berichtet, dass er sich gefreut habe, mal wieder auf einem Fußballfeld mit einem so nahen Kontakt zu den Zuschauern zu spielen. Wolfgang Overath sei von der Binger Landschaft besonders angetan gewesen. Und überhaupt habe sich die Mannschaft selten so positiv über die Atmosphäre eines Freundschaftsspiels geäußert wie gerade in Bingen, beantwortete der Kölner Klubpräsident Weyand auf die Frage des AZ-Journalisten.

ArchivDingsTag, 30. Juli 2024