Firma Bretz & Huff

Über die ersten 80 Jahre der Firma Bretz & Huff in der Schmittstraße sind wir Dank ausführlicher Zeitungsberichte zu den Firmenjubiläen recht gut informiert. Diese Entwicklung ist geradezu ein exemplarisches Beispiel für den Aufstieg einst bekannter Binger Unternehmen aus kleinen Anfängen zu einem prosperierenden Betrieb mit hoher Bekanntheit und deren Ende im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts.

Zum 1. 1.1875 wurde die Gründung einer Eisen-, Stahl- und Messingwarengroßhandlung in das Handelsregister zu Mainz des Großherzogtums Hessen eingetragen, zu dem Rheinhessen seit 1816 gehörte und am 1. Mai 1875 eröffnet. Karl Bretz und Emil Huff hatten hierfür die Schmittstraße 67 gemietet.

Bretz & Huff in den 1920er Jahren.1877 erfolgte der Umzug in die größeren Räume der Schmittstraße 52 (heute Schmittstraße 38). 1881 wurden das Magazin und Warenlager von J.B. Allmann Sohn im Burggässchen übernommen, und 1884 auch die Eisenhandlung von Franz Unser. 1896 ging der Anteil des kinderlosen Karl Bretz an Emil Huff über, der nun alleiniger Inhaber war. Als dieser bereits drei Jahre später Bretz & Huff in den 1930er Jahrenverstarb, führte seine Witwe Anna Huff, geb. Bell, das Unternehmen mit starker Hand fort und entwickelte es zielstrebig weiter. 1903 baute sie das Haus im Burggässchen zu einem dreistöckigen Warenlager aus. 1910 wurden auch die Wohnräume im Haus Schmittstraße 52 zu Verkaufsräumen umgebaut und eine Abteilung für Haushaltswaren und Küchengeräte eingerichtet.

Bretz & Huff, 1955. Ausschnitt aus der Zeitungsanzeige zur Eröffnung des NeubausNach Lehrjahren im In- und Ausland übernahmen 1912 die Söhne Carl und Emil die Leitung der Firma. Es war der Kauf des Nachbarhauses Schmittstraße 54 „der alsdann in den Jahren 1921/22 durch den Umbau und die Vereinigung der beiden Häuser […] zu einem großen und geräumigen Geschäftslokale […] und Artikel in Eisenwaren, Werkzeugen, landwirtschaftlichen Geräten, sanitären Artikeln, Haus und Küchengeräten, Glas, Porzellan, Luxuswaren usw. vervollständigt wurde und seine Krönung fand“, schreibt die AZ. Die Expansion war aber noch nicht zu Ende. 1936 bot der Kauf des Anwesens von Ohler Erben in der Stefan-George-Straße (9 ?) Platz für das Verkaufslager für Stabeisen, Röhren, Bleche usw.

Dann die schreckliche Zäsur 1944: Das Geschäftshaus in der Schmittstraße wurde durch Bombentreffer bis auf die Grundmauern zerstört. Mit dem verbliebenen Warenbestand wurde auf dem Areal im Burggässchen ein Behelfsverkauf eingerichtet. Nach Kriegsende begann man unter Mitwirkung der gesamten Belegschaft in Handarbeit mit der Enttrümmerung des Areals in der Schmittstraße und 1949 konnte durch einen Teilaufbau des zweistöckigen Hintergebäudes wieder ein Verkaufsraum mit Büro etabliert werden.

Der Wiederaufbau des Fronthauses verzögerte sich mehrmals. Zuerst fehlt es an Baumaterial und dann bremste die Planung für eine innerstädtische Umgehungsstraße („Klopplinie“) den Neubau aus. Mitten in der Bauplanung starb 1953 Carl Huff und seine Tochter Sylvia von Eucken-Addenhausen trat in das Unternehmen ein. Im Mai 1954 startete der Bau des fünfgeschossigen Vorderhauses und bereits ein Jahr später am 25. Mai 1955 informierte eine Sonderseite der AZ „der Wiederaufbau ist beendet“.

Im Kellergeschoss war nun die Verkaufsfläche von Installationsmaterial, im Erdgeschoss die von Eisen- und Haushaltswaren, und im Obergeschoss präsentierten sich Glas- und Porzellanwaren. Ein weiteres Angebot beherbergte das Hinterhaus mit zwei Ausstellungssälen. Im Parterre für Öfen, Herde und Kühlschranke, und im Obergeschoss für Sanitär und das schöne Bad.

Damit enden die Aufzeichnungen zu Bretz & Huff. Wir vervollständigen diese mit aktuellen Informationen von Zeitzeugen, die ihr hoffentlich in euren Kommentaren noch ergänzen könnt. Wahrscheinlich war es Ende der 1960er Jahre, als der Verkauf von Haushaltswaren reduziert und im ersten Stock des Geschäftshauses eine moderne Badausstellung eingerichtet wurde. Ein paar Jahre später und damit rund hundert Jahre nach der Gründung, wurde Bretz & Huff von der Firma Sebold übernommen und das Angebot auf den Eisen- und Sanitärwaren begrenzt.

Das Geschäftshaus in der Schmittstraße wurde aufgegeben und das Unternehmen in einen neu erbauten Gebäudekomplex mitten in den Feldern an der Dromersheimer Chaussee verlagert (heute Richter + Frenzel).



ArchivDingsTag, 23. Juli 2024