Das Paradiesgässchen
Warum das Paradiesgässchen wohl so genannt wurde? Einst zweigte es schräg gegenüber der Beuchergasse von der Schmittstraße zum Kloppberg hin ab.
Anton Joseph Weidenbach (1809-1871, lebte ab 1849 in Bingen), vermutete sogar, dass der Name ironisch gemeint sein könnte, denn „schließlich handele es sich hier um ein kleines finsteres Sackgässchen, dass kaum die Sonne hinein zu scheinen vermag.“
Diese Beschreibung muss aber nicht für die Zeit vor der Bebauung als Sackgasse zutreffen, da man von hier aus auch damals noch einen sehr schönen Blick auf den „Schlossberg mit dem Schloss“ hatte. Es mag also in den Zeiten davor eine durchaus paradiesisch anmutende Ecke von Bingen gewesen sein.
Dafür spricht, dass in einer Urkunde von 1482 im Staatsarchiv Darmstadt „ein hus [Haus gelegen in dem Paradyz“ die Rede ist. Und im Lagerbuch von 1656 ist “ein „wingart [Wingert] im Paradyze zu Bingen“ erwähnt.
Dieser Bereich der Schmittstraße einschließlich Paradiesgässchen wurde 1944/45 durch Bomben zerstört und in den 1970er Jahren durch eine damals moderne, auflockerte Bebauung ersetzt.
Der Name Paradiesgässchen ist mit der Freifläche zwischen den Häusern an ungefähr der gleichen Stelle wie das historische kleine Gässchen erhalten geblieben.
Das Foto ist vermutlich in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre entstanden und zeigt den Briefträger beim Austragen der Post. Auf dem Bogentransparent im Hintergrund steht „Original Binger Schlossberg“.
ArchivDingsTag, 30. April 2024