Das Hotel-Restaurant „Anker“ war einst Einkehrpunkt für Binger und Touristen

Hotel Anker, Rheinseite, wahrscheinlich 1973.Das Baujahr ist in den Notizen nicht überliefert. Um die 1900er-Jahrhundertwende bestand es nur aus dem westlichen Teil (mit dem Erker). Zur Vorstadt war eine Metzgerei, die 1902 zum Preis von 43.000 Mk. an den Metzger J. B. Bruchhäuser verkauft wurde. Zu Rheinseite, dem „Rheinquai“ hin, gab es die Gastwirtschaft „Rheinlust“, in die Rheinschiffer gerne einkehrten. Der Besitzer, dessen Name nicht notiert ist, sei Vertreter („Agent“) mehrerer Reedereien gewesen.




Restaurant Hotel Anker, 1978.Anfang 1930 bekam das Gebäude eine Fachwerkfassade. Ob diese freigelegt oder nachträglich aufgesetzt wurde, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Erworben wurde es, wie auch das Nachbargebäude „Haus Clara“, von den Besitzern des naheliegenden Gasthauses „Zum Rheingau“. Eine Tochter erhielt das Haus Clara, die andere brachte den „Anker“ in die Ehe mit dem Binger Zahnarzt Willi Thöt ein, der fortan als Besitzer genannt ist.




Ca. 1970 kauften Thöts das Nachbarhaus und bauten es im gleichen Fachwerkstil um. Am 26.03.1971 berichtet die Allgemeine Zeitung von der Wiedereröffnung und bezeichnet das Fachwerkhaus mit dem markanten vorspringenden Erker als eines der schmucksten Häuser unserer Stadt. Verkehrsamtsleiter Klein fand, „dass das Haus selbst hohen Ansprüchen gerecht wird“.




Wild-Spezialitätenwoche, 1981.Am 1.1.1979 übernahm der junge Koch und Konditor Gernot Mayer als Pächter das Haus von der Familie Thöt-Schneider. Er hatte zuvor in allen 5 Kontinenten Berufserfahrung gesammelt. Die Gästezimmer wurden renoviert, wie auch die Gaststätte mit der Holztäfelung, Dort fanden 130 Personen Platz. Weiterhin gab es einen Gesellschaftsraum für 40 Personen und einen Konferenzraum für 15-35 Personen. Interessant ist die Erwähnung, dass neben Weine von Rhein und Nahe „speziell französische Rotweine“ auf der Karte stehen. Diese bietet „internationale Küche“ und eine Tageskarte.


Das Restaurant war immer ein beliebter Einkehrpunkt nicht nur für Binger, sondern durch seine Lage nahe dem Bahnübergang auch für Touristen. Circa um die Jahrtausendwende (wer weiß es genau?) wurde das Haus als Hotel aufgegeben. Später zog eine freie kirchliche Gemeinschaft in das Haus.

Hotel Anker, Stadtseite, 1973.