Britische Soldaten besuchen evangelische Johanneskirche

Unser heutiges ArchivDings zeigt einen Trupp britischer Besatzungssoldaten, der in Reih und Glied zur evangelischen Kirche marschiert. Ob es dafür einen besonderen Anlass gab, oder es sich um einen regelmäßigen Kirchenbesuch handelt, ist nicht notiert.

In den britischen Reisehandbüchern vor dem 1. Weltkrieg ist immer wieder der Hinweis zu lesen, dass es in Bingen auch eine evangelische Kirche gibt und somit auch der Besuch eines protestantischen Gottesdienstes möglich ist.

Seit wann gab es ein evangelisches Gotteshaus in Bingen? Nun, nach der Neuordnung unserer Region durch den Wiener Kongress mit der Bildung von Rheinhessen (1816) und dem Übergang auf einen evangelischen Landesherrn, dem Großherzog von Hessen und bei Rhein (Darmstadt), kamen auch eine beachtliche Zahl von Beamten nach Bingen – und in der Folge auch Neubürger aus dem Großherzogtum – die protestantischen Glaubens waren. 

Nach einer Zwischenlösung ab 1843, als man für die Gottesdienste den Prüfungssaal der katholischen Mädchenschule nutzte, suchte man nach einem Grundstück und wurde außerhalb es damaligen Stadtkern in der Mainzer Straße fündig. Dort entstand von 1858-1861 der neue Kirchenbau. Sein stärkster Förderer war seinerzeit der evangelische Tabakfabrikant Carl Gräff, der damals reichste Bürger unserer Stadt.

Nach dem 1. Weltkrieg war unser linksrheinisches Gebiet zeitweise französisch bzw. britisch besetzt. Die Briten waren von 1925-1929 in Bingen. Daher lässt sich das Foto auf diese Zeitspanne datieren.