Das Winzerfest 1929

Dem Erfolg des Winzertages 1928 folgte ein Dacapo am letzten Oktoberwochenende 1929. Dabei wurde die Veranstaltung erst kurzfristig vom Verkehrsverein geplant. Der Grund für diese Spontanität lag wohl in der aktuellen Situation begründet.

Die Winzer*innen in großer Sorge

Nach abermaligen Frostschäden war die Lage für die Winzer*innen 1929 sehr ernst. Es wurden dringend Maßnahmen für den Weinabsatz gefordert.

Es sollte noch stärker als bisher Besucher*innen nach Bingen locken und unter dem Titel "Worscht, Weck und Wein" zum Weinverkauf beitragen. Und so kam es zur neuen, kommerzielleren Ausrichtung des Winzerfestes.

Worscht, Weck und Wein

„Dem Ernste der Zeit entsprechend hat Bingen auf ein überschäumendes Winzerfest verzichtet“, schreibt der Binger Verkehrsverein in einer ersten Ankündigung, die am 25. Oktober 1929 in der Rhein- und Nahe-Zeitung publiziert wurde. 

Die Vorankündigung des Winzertages 1929 in der Rhein- und Nahe-Zeitung am 25.10.1929

Tags darauf erscheint ein längerer Artikel als Ankündigung in der Mittelrheinischen Volkszeitung: 

„Die wirtschaftlich gedrückte Lage des Winzerstandes, sowie auch der übrigen Bevölkerung, die mit diesem Stande eng verbunden ist, gestattet es in diesem Jahre nicht, ein prunkhaftes Fest mit einem Winzerfestzug und dergleichen zu feiern. Jedoch Bingen will die Weinlese nicht vorübergehen lassen, ohne für den guten Binger Wein, der in diesem Jahre besonders ausgezeichnet geraten ist, entsprechende Propaganda gemacht zu haben. Bei dem Winzerfest im vergangenen Jahre hat es sich gezeigt, daß der Ausschank des ‚Heurigen‘ bei den Gästen besonderen Anklang gefunden hat.“

Der Winzertag am 27. Oktober 1929

In einem kurzen Artikel wird auch die Verlosung beworben, so hier in einem Artikel in der Rhein- und Nahe-Zeitung vom 26.10.1929.Doch trotz der einschränkenden Worte in den Ankündigungen wurde das Programm der Veranstaltung sogar noch etwas erweitert: Erneut waren ein Platzkonzert auf dem Rathausplatz (diesmal: Feuerwehrkapelle Bingen), Ausschank einer Menge kostenlosem Wein (diesmal: Federweißer) und der Winzerzug zur Festhalle Teil des Programmes. Hinzu kam als Anreiz: Bei einem Einkauf von mindestens 5 Reichsmark gab es ein Lotterielos als Zugabe. Die Tombola fand abends während der Tanzveranstaltung in der Festhalle statt.

    Ein positives Echo

    Die Nachberichterstattung zum Winzertag 1929 in der Mittelrheinischen Volkszeitung vom 28.10.1929

    "Als Ersatz für Winzerfest und Umzug, der in der heutigen Notzeit wenig angebracht gewesen wäre, und zu den berechtigten Klagen des Winzerstandes gestanden hätte, hatte man für die gestrigen Sonntag die Fremden aus Nah und Fern zu einem Weinwerbetag nach Bingen eingeladen.“

    So das Resümee des Binger Verkehrsvereins 1929. Ähnlich formulierte es rückblickend auch der Lokaljournalist Schmitt-Kraemer 1955, wenngleich er fälschlicherweise den Winzertag 1929 als ersten seiner Art nannte:

    "Dieser Winzertag war ein voller Erfolg. Er war eigentlich eine ziemlich improvisierte Angelegenheit, kurz angeregt und schnell durchgeführt. Der Besuch von auswärts ließ unter den gegebenen Verhältnissen nichts zu wünschen übrig. Der Sonntag zeigte verkehrsoffene Geschäfte, es gab Betrieb, und das war alles, war man wünschen konnte."
    (Quelle: Schmitt-Kraemer: Das erste Winzerfest in Bingen. Allgemeine Zeitung, 31. August 1955.)

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