Nach dem 2. Weltkrieg begann es mit Lebensmittelkarten

Anlässlich Binger Weinwoche - so der Name des Winzerfestes 1946 - konnten sich alle Binger Bürger*innen am Samstagvormittag eine Flasche Wein ("Haushaltswein") besorgen. Er war nicht kostenlos, sondern wurde gegen den Abschnitt 36 der Lebensmittelkarte abgegeben. Im Neuen Mainzer Anzeiger vom 26. September 1946 wird erklärt:

„Die Anmeldung für diesen Wein ist von der Bevölkerung vor einer Woche durch den Abschnitt 36 der Lebensmittelkarte in den einzelnen Kleinhandelsgeschäften erfolgt.

Wie schon mitgeteilt, erfolgt die Ausgabe dieses Flaschenweins nicht durch die Einzelnhandelsgeschäfte, sondern durch die Gast- und Weinwirtschaften. Jeder, der bei seinem Kolonialwarenhändler Wein angemeldet hat, erfährt dort durch einen Aushang den Namen desjenigen Gastwirts, bei dem er sich den Wein abholen kann.

Bei der Abholung ist der Abschnitt 37 der Lebensmittelkarte vom Gastwirt abzutrennen.

Man kann den Wein beim Gastwirt trinken, man kann ihn aber auch mitnehmen. In letzerem Fall ist eine leere Flasche mitzubringen.

Die bei den Einzelhandelsgeschäften abgegebenen leeren Flaschen können dort wieder abgeholt werden.“

Eine ähnliche Aufbauhilfe gibt es anlässlich des Binger Winzerfestes 1947 (5./6. Oktober 1947).

"Soviel steht jetzt schon fest: Jeder Einwohner Bingens und seiner Vororte, selbstverständlich auch jede Frau und jedes Mädchen über 18 Jahre erhält eine Flasche Wein gegen einen Wiederaufbaustein, der auf Grund einer Abstempelung der Lebensmittelkarte für 1,50 Mark abgegeben wird. Jeder Wiederaufbaustein berechtigt gleichzeitig zur Teilnahme an allen Veranstaltungen. 

Bei dieser Regelung ist es sogar möglich, der Bevölkerung auch in sozialer Hinsicht das Winzerfest durch Unterstützung der Volksküche zugute kommen zu lassen. Schritte in dieser Hinsicht sind schon unternommen.

Durch Veranstaltung einer Lotterie können die glücklichen Gewinner für wenig Geld in den Besitz auch von mehr als einer Flasche Wein kommen. Der Reinertrag des Verkaufs der Wiederaufbausteine und Lose dient dem Wiederaufbau der Stadthalle."

(Quelle: Allgemeine Zeitung, 30. September 1947)