Tipps für die Familiengeschichte-Recherche

Bevor Sie sich den langen Text mit all den Familiengeschichte-Tipps durchlesen müssen und nach der Hälfte des Textes die Lust verlieren und möglicherweise abbrechen, finden Sie als erstes eine Übersicht.

Sozusagen ein

Schnelldurchlauf mit Tipps zur Erforschung der Familiengeschichte

Werden für Dienstleistungen üblicherweise Gebühren erhoben, ist der Schritt mit (€) gekennzeichnet. Die Gebühren variieren, je nachdem, welche Institution angefragt wird.

  • Andere Familienmitglieder fragen
  • im Nachlass der Person
  • Genealogische Datenbanken (€)
  • Genealogische Vereine und Gruppen - lokal, regional sowie online
  • Gemeinde-/Stadtarchiv (ggfs. mehrere, wenn Umzug) (€)
    • Geburtsurkunde, wenn nach 1790/1830 geboren
    • Heiratsurkunde, wenn nach 1790/1830 geheiratet
    • Sterbeurkunde, wenn nach 1790/1830 gestorben
    • Recherche im Melderegister (€) -> Die Bürgerbüros oder Stadtarchive der Gemeinde/Städte anschreiben, in denen die Person gelebt hat
    • Bei Vereinen und Organisationen nachfragen, bei denen die Person Mitglied war   > Gibt Hinweise zum sozialen Engagement der Person
    • Adressbüchern aus der Lebenszeit der Person sichten -> Gibt Hinweise, wo die Person wann gelebt hat
    • Brandkatastern -> Gibt Hinweis über Wohnhaus
    • Fotos -> Sei es von der Person selbst, dem Wohnhaus, Teilnahme bei Veranstaltungen, etc.
    • Unterlagen zur Person, sofern Person des öffentlichen Lebens oder Beamten*in/Angestelle*r bei der Verwaltung -> Gibt Hinweise zum Job
  • Pfarrarchiv/Kirchenarchiv (€)
    • Kirchenbücher -> Taufe(!), Hochzeit, Tod
    • weitere Unterlagen, sofern die Person Mitglied in der Pfarrgemeinde war oder in der Pfarrgemeinde bzw. Kirchengemeinde tätig war
  • Bundesarchiv (€)
    • Unterlagen aus ehemaligem Archiv der NSDAP (BDC)
    • Unterlagen des ehemaligen Archivs der Wehrmacht (WASt)
    • Unterlagen der Gestapo der NS-Zeit
  • Landesarchiv (auf Region und Gebietsveränderungen achten!) (€)
    • Spruchkammerakten (Entnazifizierung)
  • Central Archives for the History of the Jewish People (CAHJP) (€)  in Jerusalem
    • Unterlagen aus der ehemaligen jüdischen Gemeinde, in der die Person Mitglied war
  • Yad Vashem (€) in Jerusalem
    • Unterlagen zu deportierten Personen
  • NS-Dok (ehemalige Konzentrationslager) (€)
    • Unterlagen zu deportierten Personen
  • Arolsen Archive (€)
    • Unterlagen zu Personen, die während der NS-Zeit verschwunden sind bzw. gesucht wurden: jüdisch gläubige Menschen, ausländische Kriegsgefangene, Kinder, Personen im Widerstand gegen die NSDAP, etc.
  • Jüdische Museen oder andere Institutionen vor Ort, die sich mit jüdischer Geschichte beschäftigen
    • Unterlagen zu jüdisch gläubigen Personen
  • Nachfolgende jüdische Gemeinde
    • Unterlagen zu jüdisch gläubigen Personen
  • Vereinsarchiv 
    • sofern die Person Mitglied in einem Verein war
  • Firmenarchiv (€)
    • sofern die Person in einer größeren Firma gearbeitet hat
  • politische Archive (€)
    • Parteiarchive, sofern die Person Mitglied in einer politischen Partei war
    • BStU = Unterlagen des ehemaligen Stasi-Archivs

Nach dieser Übersicht finden Sie hier Tipps, in welcher Reihenfolge Sie effizient und sinnvoll recherchieren

Meine Familiengeschichte

Klicken Sie auf das +, um Hilfestellungen und Tipps für die einzelnen Schritte zu bekommen.

Wie?

  • Andere Familienmitglieder fragen
  • Recherche im Nachlass der Person, zum Beispiel nach dem Personalausweis oder Führerschein oder andere Dokumente mit dem Geburtsdatum
  • Recherche im Melderegister (€) -> Das Bürgerbüro oder Archiv einer Gemeinde/Stadt anschreiben, in der die Person mal gelebt hat
  • Recherche in Personenstandurkunden, wenn das Heirats- und/oder Todesdatum bekannt ist (€) -> Das Standesamt oder Stadtarchiv einer Gemeinde/Stadt anschreiben, in der die Person geheiratet hat oder verstorben ist
  • Recherche beim Pfarrarchiv oder Bistumsarchiv (€) -> Ist die Person vor ca. 1790 (linksrheinisch) bzw. vor ca. 1830 (rechtsrheinisch) geboren, müssen Sie in den Kirchenbüchern recherchieren, da vor dieser Zeit keine staatliche Dokumentation der Geburten, Hochzeiten und Sterbefälle gab.

Der Schritt sollte parallel erfolgen oder sogar als erster, sofern das Geburtsdatum bekannt ist. Falls Sie es nicht eh schon längst gemacht haben: Googeln Sie nach der Person, sowohl unter “Web” als auch “Bücher”. Nutzen Sie auch genealogische Datenbanken (mitunter € für alle Funktionen).

Nutzen Sie auch die Online-Datenbanken der entsprechenden Archive, die für Ihre Recherche sinnvoll sind. Beispielsweise über das Archivportal-D.

Ebenso hilfreich sind auch lokale und regionale genealogische Vereine und Gruppen sowie über Social Media.

Kommunalarchiv bedeutet: Gemeindearchiv, Stadtarchiv, Kreisarchiv. Die meisten Städte haben einige Archive. Viele Gemeinden geben die Unterlagen aber zur Aufbewahrung an das Landesarchiv weiter. Fragen Sie einfach bei der Verwaltung der Kommune nach, ob die Unterlagen vor Ort sind. Wenn nicht, werden Sie üblicherweise an das nächsthöhere Archiv verwiesen.

Schreiben Sie bitte in den Betreff einer E-Mail unbedingt den Namen der gesuchten Person und deren Geburtsdatum. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass dies in der Flut der täglich E-Mails äußerst hilfreich ist, ganz besonders, wenn nach einiger Zeit noch einmal eine Rückfrage kommt.

Welche Unterlagen könnten Kommunalarchive haben?

Fragen Sie nach

  • Personenstandsurkunden, wenn nicht schon in Schritt 1.1 erledigt
  • Melderegister, wenn nicht schon in Schritt 1.1 erledigt
  • Unterlagen zu Vereinen und anderen Gruppen, in denen die Person Mitglied war -> Gibt Hinweise zum sozialen Engagement der Person
  • Adressbüchern aus der Lebenszeit der Person -> Gibt Hinweise, wo die Person wann gelebt hat
  • Brandkatastern -> Gibt Hinweis über Wohnhaus
  • Fotos -> Sei’s von der Person, dem Wohnhaus, Teilnahme bei Veranstaltungen, etc.
  • Unterlagen zur Person, sofern Person des öffentlichen Lebens oder Beamten*in/Angestelle*r bei der Verwaltung -> Gibt Hinweise zum Job

Je nach Umfang der Anfrage werden Sie gebeten, selbst vor Ort in den Unterlagen zu recherchieren. Ansonsten werden Gebühren (€) fällig.

Wenn Sie vor Ort recherchieren: Fragen Sie vorher nach, ob Sie die Archivalien kostenlos fotografieren dürfen (in Bingen ist das möglich). Kopien und Scans kosten in der Regel eine Gebühr pro Stück. Viele Archive bieten aber an, dass die Besucher*innen die Unterlagen abfotografieren dürfen. Die Fotos können Sie dann zu Hause in Ruhe sichten. Die ist besonders hilfreich, wenn Sie Kurrentschriften (die alten deutschen Schriften) nicht flüssig lesen können. 
Anmerkung: Es ist aber untersagt, diese zu publizieren.

Wahrscheinlich haben Sie bis zu diesem Schritt schon einige Daten gesammelt. Übertragen Sie die Ergebnisse chronologisch oder thematisch in ein Dokument. 

Überprüfen Sie die gesammelten Daten einerseits auf Lücken und andererseits darauf, ob sich Angaben widersprechen.

Notieren Sie sich diese Details und fragen Sie beim Kommunalarchiv (oder dem Archiv, an das Sie verwiesen wurden) nach: Gibt es Möglichkeiten, die Lücken zu schließen oder den Widerspruch aufzudröseln?

Das Ende oder der Auftakt für weitergehende Recherchen?

Für manche ist mit dem erzielten Ergebnis das Ziel der Recherche erfüllt. Viele wollen aber noch mehr wissen und beginnen mit vertiefenden Nachforschungen.


Weitere Familiengeschichte-Tipps

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Wenn Ihnen bekannt ist, dass die Person in der Wehrmacht gedient oder in einer NSDAP-Organisation Mitglied war, und Sie das Geburtsdatum kennen, sollten Sie möglichst schnell eine Anfrage stellen

  • beim Bundesarchiv (€)
    • Archiv der NSDAP
    • ehemalige Wehrmachtsarchiv (WASt)
  • beim Landesarchiv, das für die Region zuständig ist, in der die Person 1945 oder danach wohnte
    Für Bingen, das bis 1945 zu Hessen gehörte: Fragen sich in sowohl in den hessischen Landesarchiven (insbesondere Wiesbaden und Darmstadt) sowie in den rheinland-pfälzischen (in Koblenz und Speyer) nach 
    • Spruchkammerakten, im Volksmund auch Entnazifizierungsakten genannt

Auch, wenn es keinen erkennbaren DDR-Bezug gibt, kann es im Stasi-Archiv Akteneinträge geben.

  • BStU (€) -> Hier lagert das ehemalige Stasi-Archiv

Hat die Person mit einer christlichen Kirchen zu tun? Dann fragen Sie bei... 

  • Zuständige Pfarrgemeinde -> Gibt es Unterlagen zur Person vor Ort? Wenn nicht: Fragen Sie, an welches Archiv es ausgelagert oder abgegeben wurde
  • Zuständiges Diözesanarchiv (heißt manchmal auch Domarchiv/Bistumsarchiv) bzw. den Landeskirchlichen Archiven anfragen (€)

Auch Partei haben einige Archive. Ähnlich wie bei kommunalen Verwaltungen, die ihre Unterlagen regelmäßig an das Stadtarchiv abgeben, wird dies auch bei Parteiarchiven gehandhabt. 

  • Parteiarchiv (€) -> Fragen Sie direkt nach, ob zu der Person noch Unterlagen im Parteiarchiv vor Ort lagern können oder ob sie an das zuständige Archiv abgegeben wurden

Gerade größere Firmen haben ein Firmenarchiv, das ähnlich dem Archiv einer Stadtverwaltung ist.

  • Firmenarchiv (€) -> Anfragen ob es Unterlagen zu der Person gibt (am besten direkt angeben, von wann bis wann die Person in welcher Abteilung arbeitete)

Häufig gelangen Unterlagen zu Vereinen wie Protokollbücher und Festschriften erst an ein Archiv, wenn der Verein aufgelöst wurde.

  • Vereinsarchiv -> Fragen Sie direkt beim Verein nach, ob noch Unterlagen (Festbücher, Protokollbücher, etc.) aus der Zeit vorhanden sind, in der die Person Mitglied des Vereins bzw. der Gruppe war.

Arolsen Archive (€) -> Hier werden auch Unterlagen zu Personen gesammelt, unabhängig deren Nationalität oder Glaubens,  die im Laufe der NS-Zeit in Deutschland verschollen sind bzw. gesucht wurden.
Bis vor kurzem hieß diese Institution noch ITS (International Tracing Service) Bad Arolsen.

Hinweis: Viele Archive jüdischer Gemeinden wurden nach Israel gebracht. Sie sind zum Teil digitalisiert. Auf jeden Fall ist man dort sehr hilfsbereit.

  • Bundesarchiv (€) -> Unterlagen der Gestapo
  • Central Archives for the History of the Jewish People (CAHJP) (€) in Jerusalem -> Nachfrage, ob Unterlagen der jüdischen Gemeinde vorhanden sind, in der die Person Mitglied war
  • Yad Vashem (€?) in Jerusalem -> Nutzen Sie auf jeden Fall als erstes die Online-Datenbank, fragen Sie aber auch zusätzlich direkt nach
  • NS-Doks (€) -> Viele ehemalige Konzentrationslager sind mittlerweile NS-Dok-Stellen und haben ihre Unterlagen zu den inhaftierten Personen sehr gut aufgearbeitet. 
  • Arolsen Archive (€) -> Hier werden Unterlagen zu Personen gesammelt, die im Laufe der NS-Zeit verschollen sind bzw. gesucht wurden/werden. (Früherer Name: ITS (International Tracing Service) Bad Arolsen.)
  • Jüdische Museen oder andere Institutionen vor Ort, die sich mit jüdischer Geschichte beschäftigen -> Möglicherweise gibt es dort Unterlagen oder eine Bibliothek mit alten Unterlagen
    Für Bingen: Arbeitskreis Jüdisches Bingen
  • Nachfolgende (heutige) jüdische Gemeinde -> Auch wenn die Unterlagen der alten jüdischen Gemeinde in Jerusalem lagern, schreibt einfach auch die jetzige jüdische Gemeinde an. Sicher ist sicher.
    Für Bingen: Tif Tuf e.V. 

Wichtig

Wenn Sie Ihre Recherche publizieren und Archivquellen genutzt haben, dann müssen Sie dies mit den jeweiligen Archiven abklären. Das gilt zum Beispiel auch für Ihre privaten Veröffentlichungen in den Social Media-Kanälen (Facebook, Instagram, Twitter und alle anderen). Die ist im deutschen UrhG so geregelt. Zuwiderhandlungen können empfindliche Strafen nach sich ziehen.

Wenn Sie ein Buch veröffentlichen, möchten die meisten Archive ein kostenloses Belegexemplar für ihre Bibliothek. Publizieren Sie online, dann schicken Sie bitte den Link.

Nicht vergessen:
Wenn Sie Fotos, Texte, Urkunden oder jegliche andere Unterlagen oder andere Medien von Archiven einbinden. Holen Sie vor Veröffentlichung die Genehmigung ein.
Sie begehen ansonsten ein Gesetzesbruch und das könnte teuer werden. Es kann sein, dass Sie für die Genehmigung der Publikation eine Gebühr bezahlen müssen.

Zu guter Letzt:

Mir ist völlig bewusst, dass diese Übersicht nicht vollständig ist und bezweifele sogar, dass sie dies jemals sein kann. Erfreulicherweise werden immer mehr alte Unterlagen katalogisiert und im besten Falle auch digitalisiert. Die Quellenlage erweitert sich täglich.

Wenn es in Ihrer privaten oder geschäftlichen Umgebung alte Unterlagen, Fotos etc. gibt, für die Sie keine Verwendung mehr haben, werfen Sie diese bitte nicht weg. Fragen Sie Ihr örtliches oder regionales Archiv, ob diese für eine Übernahme in den Archivbestand sinnvoll sind, denn

Archive sind das Gedächtnis einer Gesellschaft.


Kontakt zum Stadtarchiv Bingen

Alles Wissenswerte rund um Weihnachtsurlaub und Corona finden Sie auf unserer Service-Seite Infos & Service.

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