Zeitreise Oberes Mittelrheintal – Eine Landschaft im Wandel
Wählen Sie am maßstabsgetreuen Rheintal-Relief aus markanten Epochen.
Erleben Sie im bildstarken Zeitraffer den Wandel des steinzeitlichen Flusstals zur Kulturlandschaft mit globaler Bedeutung. Bei einem Besuch im Stellwerk können Sie in den einzelnen Epochen noch tiefer und individuell in die Geschichte des Oberen Mittelrheintals eintauchen.
Steinzeit
Die Geschichte des Menschen am Mittelrhein beginnt vor etwa 1 Million Jahren. In der damaligen Eiszeit durchziehen Jägergruppen und ihre Beute die baumlose Region. Mit dem Ende der Eiszeit verwandelt sich das obere Mittelrheintal in eine Waldlandschaft, durchbrochen vom Flusslauf mit seinen Felshängen. Etwa um 5.000 v. Chr. werden aus den umherziehenden jungsteinzeitlichen Jägern sesshafte Bauern. Ackerbau, Viehhaltung und dauerhafte Siedlungen hinterlassen erste Spuren in der Landschaft.
Keltische Zeit
Im ersten Jahrtausend vor Christus besiedelt der keltische Stamm der Treverer das Rheintal. In der Blütezeit der hoch entwickelten keltischen Kultur nimmt die Bevölkerung stark zu. Die bestehenden Siedlungen weiten sich aus und neue Orte werden gegründet. Auf den Höhen errichten die Kelten befestigte Siedlungen und imposante Wehranlagen. Durch die Siedlungszunahme weicht der Wald weiter zurück.
Römische Zeit
Fast 500 Jahre lang bestimmen die Römer das Leben im Oberen Mittelrheintal. Römischer Straßenbau und römische Siedlungen legen den Grundstein für kommende Jahrhunderte. Die Siedlungen entstehen meist dort, wo sich bereits in vorrömischer Zeit Menschen niedergelassen hatten. Zur Sicherung der Grenze und zur allgemeinen Versorgung errichten die neuen Herrscher ein effizientes Netz aus Straßen und Wechselstationen, Militärlagern und Brücken. Die römischen Landgüter auf den fruchtbaren Rheinhöhen sichern die Ernährung der ständig wachsenden Zivilbevölkerung und des Militärs.
Frühmittelalter
Nach dem Untergang des römischen Reiches verfallen die Landgüter und die Ackerflächen werden wieder zu Wald. In einem Teil der römischen Städte und Siedlungen geht das Leben jedoch weiter. Der germanische Stamm der Franken nimmt das verwaiste Land in Besitz. Die Franken bevorzugen die Terrassenränder in Rheinnähe und die Täler der Nebenflüsse zur Ansiedlung.
Aus diesen fränkischen Höfen entwickeln sich Siedlungskerne, aus denen häufig neue Ortschaften hervorgehen.
Hohes Mittelalter
Im hohen Mittelalter ist die Region in zahlreiche kleine Herrschaftsgebiete zersplittert. Entlang des Rheins werden viele Burgen gebaut – sie sollen die Macht der Landesherren und die einträglichen Rheinzölle sichern. Die Siedlungen wachsen. Die Klöster, denen ein großer Teil der landwirtschaftlichen Flächen gehört, modernisieren die Anbaumethoden. Unter ihrer Regie werden die steilen Rheinhänge terrassiert und für den Weinbau nutzbar gemacht.
Spätmittelalter
Im Spätmittelalter wachsen die Siedlungen zunächst weiter, viele schützen sich nun durch den Bau einer starken, steinernen Wehrmauer vor Angreifern. Eine Reihe von Orten erhält zudem offiziell die Stadtrechte.
Im 14. Jahrhundert kommt es zur Klimaverschlechterung mit nachfolgenden Seuchen, die Bevölkerung nimmt rapide ab. In dieser Zeit der Katastrophen kann sich die Natur Kulturland zurückerobern, in ungünstigen Lagen werden sogar ganze Ortschaften wieder aufgegeben.
Frühe Neuzeit
In der frühen Neuzeit hinterlassen verheerende Kriege ihre Spuren. Im Dreißigjährigen Krieg und im Pfälzischen Erbfolgekrieg werden fast alle Burgen zerstört, die Bevölkerung geht weiter zurück. Doch die Region blüht bald wieder auf. Der Fluss fördert Verkehr und Handel, Bergbau, Fischerei und Schifffahrt bieten den Menschen am oberen Mittelrhein Lohn und Brot.
19. Jahrhundert
Napoleon beendet die territoriale Zersplitterung am Mittelrhein, für zwei Jahrzehnte ist das linke Rheinufer französisch besetzt. Ab 1815 gehört diese Region zu Preußen, die rechte Rheinseite zu Nassau. Die Landschaft verändert sich im 19. Jahrhundert gravierend. Der Bau der Eisenbahn an beiden Ufern trennt viele Orte vom Rhein ab. Die Preußen stellen die von den Franzosen begonnene, durchgehende Rheintalstraße fertig. Im Zeichen der Rheinromantik werden viele Burgen wieder aufgebaut, an markanten Stellen weisen Nationaldenkmäler auf das aufkommende Nationalbewusstsein hin. Die Bevölkerungszahl steigt wieder an, die meisten Orte bestehen jedoch in den Grenzen ihrer mittelalterlichen Stadtmauern fort.
20. Jahrhundert
Im 20. Jahrhundert wachsen die Orte über ihre mittelalterlichen Grenzen hinaus. Neubaugebiete entstehen, die Orte vergrößern sich, einige wachsen zusammen. Die Flurbereinigung verändert das Aussehen der Hänge nachhaltig. Trotzdem geht der Weinbau zurück, viele Weinberge fallen brach. Der Ausbau der Verkehrswege auf dem Fluss und an seinen Ufern macht das Rheintal zu einer modernen Verkehrslandschaft.
21. Jahrhundert
Das Obere Mittelrheintal zwischen Bingen/Rüdesheim im Süden und Koblenz im Norden wird 2002 von der UNESCO in die Liste der Welterbestätten aufgenommen.
Die Region im Herzen Europas ist eine uralte Kulturlandschaft, in der sich Natur und kultureller Reichtum eindrucksvoll miteinander verbinden – eine einzigartige Verbindung, die sich seit Jahrtausenden durch das gemeinsame Wirken von Mensch und Natur entwickelt.