Trajekt – Mit dem Zug über den Rhein
Setzen Sie mit dem Modell der dampfgetriebenen Fähre Eisenbahngüter und ganze Eisenbahnwaggons über den Rhein. Bestaunen Sie die technischen Raffinessen und Meisterleistungen des damaligen Gütertransports.
Trajekt Bingerbrück - Rüdesheim
Der Anschluss der Rhein-Nahe-Bahn an die Rheinstrecke eröffnete 1859 die Möglichkeit, Steinkohle aus den Zechen an der Saar an den Mittelrhein und den Oberrhein zu transportieren. Die Versorgung des Wiesbadener und Frankfurter Raumes war mit der Eisenbahn jedoch nur auf Umwegen über Mainz und Darmstadt möglich. Daher beschlossen Preußen und Nassau die Einrichtung eines Trajektes, einer Eisenbahn-Fährverbindung über den Rhein.
Im September 1862 nahm die Königliche Trajekt-Anstalt den Güterverkehr zwischen Bingerbrück und Rüdesheim auf, nachdem bereits seit November 1861 ein Personen-Fährbetrieb existierte. Der Transport erfolgte mittels einer schaufelradgetriebenen Dampffähre mit seitlich angekoppelter Schelde. Auf diesen Ponton konnten drei Güterwaggons verladen und durch das Räderboot zum anderen Ufer transportiert werden.
Ende des 19. Jahrhunderts waren vier Fähren und fünf Schelden in Betrieb. Sie pendelten etwa 15 mal täglich über den Rhein und setzten dabei jährlich ca. 30.000 Güterwaggons über.
Erst mit der Eröffnung der Kaiser-Wilhelm-Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden wurde 1904 das aufwendige Übersetzen der Güterwagen mit der Fähre unwirtschaftlich und der Güterverkehr Bingerbrück - Rüdesheim eingestellt. Die Personenfähre pendelte weiter, bis 1907 eine Straßenbahnverbindung nach Bingen zum dortigen Fähranleger geschaffen wurde.
Bingerbrücker Hafen
Für die Schaffung des Trajekts, der Eisenbahn-Fährverbindung nach Rüdesheim, wurde eine Hafenanlage in Bingerbrück benötigt. Sie sollte den Fähren und zugehörigen Pontons im Winter Schutz bei Eisgang bieten. Außerdem konnten hier Waren von der Eisenbahn auf die Rheinschiffe und umgekehrt verladen werden.
Der Hafen befand sich gegenüber der Mäuseturminsel. Die Anlage bestand aus einer etwa 150 m langen Hafenmole mit 4 Gleisen, einem Ladekran auf einer senkrechten Uferbefestigung, mehreren Rutscheinrichtungen zum Abladen von Schüttgütern in Schiffe und einem Getreideschuppen.
Durch die enormen Mengen an Sand und Kies, welche die Nahe stets vor ihrer Mündung ablagert, musste die Zufahrt zum Hafen regelmäßig frei gebaggert werden.
Nachdem 1904 die Beförderung von Güterwaggons durch das Eisenbahntrajekt eingestellt wurde verlor der Hafen an Bedeutung. Bereits im gleichen Jahr wurde ein Teilbereich zugeschüttet. Doch erst ein halbes Jahrhundert später, von 1957 – 1960, erfolgte die endgültige Verfüllung des Hafens durch die Deutsche Bahn, um Platz für weitere Bahnanlagen zu schaffen.
Rüdesheimer Trajektanlagen
Die Rüdesheimer Anlegestelle der Trajektfähre befand sich etwa 1500 m flussabwärts vom Bahnhof Rüdesheim. Über eine Rampe konnten die Waggons zur Fähre gerollt bzw. von dieser heraufgezogen werden. Die rangierende Lokomotive blieb dabei stets auf dem ebenen Gleisabschnitt oberhalb des Anlegers, um genügend Kraft für den Waggontransport aufbringen zu können.
Die übergesetzten Waggons wurden auf der Rüdesheimer Seite zu Zügen zusammengestellt und in die Ballungsgebiete von Wiesbaden und Frankfurt weitertransportiert.