Eine Steppe am Rhein
Sandgebiete zwischen Mainz und Bingen
Im Oberrheintal herrschte zum Ende der letzten Eiszeit vor etwa 18.000 Jahren ein trocken-kaltes Klima mit spärlicher Vegetation. Der Rhein transportierte aus den Alpen Schotter heran, der in dem rauen Klima schnell verwitterte. Die vorherrschenden Nordwestwinde bliesen das feine Material aus dem vegetationslosen Schwemmboden aus. Während die leichten Lehmteilchen weit ins Land verweht und dort als Löss abgelagert wurden, türmten sich die Sande am Rande des weiten Flusstals zu mächtigen Flugsanddünen auf.
Die beginnende Erwärmung begünstigte die Einwanderung von Pflanzen aus den osteuropäischen und asiatischen Steppengebieten. Auch zahlreiche Arten aus dem mediterranen Raum, die mit dem trocken- warmen Klima und den kalkreichen Sandböden optimale Voraussetzungen fanden, siedelten sich an. Aufgrund der geringen Niederschläge im Norden des heutigen Rheinhessens blieb der Kalkgehalt in den Sanden hoch. So beheimatet das Kalkflugsandgebiet von Mainz bis vor die Tore Bingens heute noch viele seltene Pflanzenarten aus diesen Regionen wie Frühlings-Adonisröschen oder Federgras. Eine besondere Rarität ist die Sand-Lotwurz, die in Deutschland nur dort wächst.
Die Dünen, offenen Sandflächen und Streuobstwiesen nutzt der Wiedehopf. In Obstfeldern, auf Wiesen oder Sandwegen mit niedriger Vegetation läuft er umher und stochert mit seinem langen, gebogenen Schnabel bevorzugt nach großen Käfern, Heuschrecken und Grillen. In Höhlen alter Obstbäume findet er geeignete Nistmöglichkeiten. Der rostbraune, etwa drosselgroße Vogel ist mit seinem auffälligen, schwarz-weißen Flügel- und Schwanzmuster und dem markanten Federschopf unverwechselbar.