Steter Wandel – Leben am Strom
Flussufer am Oberrhein bei Bingen
Der Oberrhein von Basel bis Bingen war ursprünglich ein stark geschlungenes und in eine Vielzahl von Einzelarmen aufgeteiltes Gewässer. Nach jedem Hochwasser verlagerte er seine Ufer. Schlamm, Sand und Kies wurden abgespült und an anderer Stelle neu angelagert. Zum Schutz der Menschen, ihrer Siedlungen und Äcker vor Hochwasser wurden die Ufer des Flusses im 19. und 20. Jahrhundert nahezu vollständig befestigt.
Die natürlich verbliebenen Flussufer von Rhein und Nahe unterliegen dem steten Wandel durch Hochwasser. Steile Uferböschungen entstehen ebenso wie flache Sand- und Kiesbänke. Viele Tiere und Pflanzen finden in diesem dynamischen Nebeneinander geeignete Lebensräume.
Bei Niedrigwasser trocken fallende Kiesbänke und Sandflächen werden von kurzlebigen Pflanzenarten wie dem Dreiteiligen Zweizahn und dem Roten Gänsefuß besiedelt. Spezialisierte Wat- und Wasservögel wie Flussuferläufer und Strandläufer leben in diesen Uferpionierfluren. Ausgetrocknete Kiesbette dienen dem Flussregenpfeifer für Brut und Jungenaufzucht – so auch der Nahegrund, die Kiesbank vor der Nahemündung. Hier legt der etwa starengroße Vogel seine perfekt getarnten Eier in kleine Mulden zwischen die Kieselsteine.
Der europaweiten Bedeutung des Rheinabschnittes zwischen Mainz und Bingerbrück wurde durch die Ausweisung eines FFH-Gebietes zum Schutz von Pflanzen, Tieren und deren Lebensräumen Rechnung getragen.