Bunte Pracht auf kargem Boden
Kalkmagerrasen am Jakobsberg
An den Hängen des Rheinhessischen Plateaus werden die bis an die Oberfläche ragenden Kalksteine nur von einer flachgründigen Bodenschicht bedeckt. Traditionell wurden die Kuppen beweidet. Hierdurch entstanden Magerrasen, die zu den artenreichsten Lebensräumen im Binger Raum zählen. Die trockenen, heißen und wegen der geringen Mächtigkeit der Böden sehr nährstoffarmen Hänge wurden über Generationen zum Weinbau genutzt. Sie sind heute wegen der erschweren Bewirtschaftung vielerorts brach gefallen. Durch gezielte Biotoppflege können sich die Kalkmagerrasen, wie in Bingen-Dromersheim, auf die aufgelassenen Rebflächen ausdehnen.
Nur Spezialisten unter den Pflanzen und Tieren, die magere und trocken-heiße Bedingungen ertragen, schaffen es, an diesen kargen Stellen Fuß zu fassen. So wachsen hier das Apennin-Sonnenröschen und verschiedene heimische Orchideenarten. Mit ihren bunten Blüten locken sie eine Vielzahl von Schmetterlingen wie den Distelfalter an. Auch seltene Heuschrecken und Wildbienen profitieren von der Pflanzenvielfalt.
An Stellen mit Thymian oder anderen Zwergsträuchern, mit Steinen oder Mäuerchen verharrt oft regungslos die perfekt getarnte Schlingnatter. Die bis zu 70 Zentimeter lange, auch Glattnatter genannte Würgeschlange ernährt sich vor allem von Eidechsen und Mäusen, frisst aber auch große Insekten und kleine Vögel. Aufgewärmte Steine nutzt sie wie alle wechselwarmen Reptilien, um ihren Körper aufzuwärmen. Der Biss der ungiftigen Natter ist für den Menschen ungefährlich.