Friedhof Bingerbrück

Der drittgrößte Stadtteilfriedhof umfasst eine Fläche von 14.485 Quadratmeter und 830 Grabstätten. Auch er beeindruckt, wie der Binger Waldfriedhof, durch seine außergewöhnliche, terrassenartige Lage und die herrliche Aussicht auf die Stadt sowie den Rheingau. Alte Baumbestände sorgen für eine parkartige Anlage, ruhige Bänke laden zum Verweilen ein. Die kreisförmig angeordneten Urnenstelen ergänzen das Bild mit den großen, inzwischen aufgelassenen Familiengräbern, die auch im Stadtteil jenseits der Nahe immer weniger werden, wobei pflegefreie Grabstätten verstärkt zu finden sind.

Carl Woog, Heimatforscher und Träger der Landesehrennadel, hat in der November- Ausgabe 2017 der „Bingerbrücker und Rupertsberger Geschichte(n)“ ausführlich über den „Bingerbrücker Bergfriedhof“ geschrieben. Neben dem allgemeinen Wandel innerhalb der Bestattungskultur zu dem er bemerkt „Die Bingerbrücker Begräbnisstätten sind attraktiver geworden. Man kann durchaus in Bingerbrück bleiben – auch nach dem Tod“, ist er auch auf die Historie des Friedhofs eingegangen.

Die Hanglage des Bingerbrücker Friedhofs erschwert stellenweise den Zugang zu einigen Gräbern.So heißt es: „(…) So werden 1834 10 (in Worten: zehn) Einwohner auf dem Rupertsberg verzeichnet. Das ändert sich radikal als der Eisenbahnbau von dem kleinen Ort Besitz ergreift. Die Einwohnerzahlen steigen auf 82 im Jahre 1855 und 794 im Jahre 1875. Und so verwundert es nicht, dass 1879 ein Gelände an der Straße nach Weiler für einen gemeindeeigenen Friedhof angekauft wurde; 1881 wurde er freigegeben und dort der erste Bingerbrücker begraben. Bereits am 4.9.1895 wird die erste Friedhofserweiterung beschlossen; das Grundstück wird von dem Weilerer Bürger Altenhofen gekauft. (…) 1950 wird wiederholt auf den schlechten Zustand des Friedhofs hingewiesen. Nach wie vor liegen Grabstein und Umfassungen umher und zeigen, neben den Bombentrichtern und eingestürzten Mauern ein grausiges Bild. Vermutlich sind die Angehörigen dieser Gräber selbst gestorben oder durch die Ereignisse in die Fremde verschlagen worden. Die Gemeinde überlegt ernsthaft einen hauptberuflichen Friedhofswärter einzustellen und die Kosten auf die Angehörigen der Gräber umzulegen. Aber der Gemeinde fehlen letztendlich die Mittel. Selbst für eine Steintreppe sind die Mittel zu knapp und die Besucher des Friedhofs werde gebeten die jetzige Treppe, die nur in Grund gehauen wurde, mit Holz oder Steinen zu befestigen.

Der Bingerbrücker Friedhof bietet auch einen schönen Blick auf Bingen.1952 wird mit der notwendigen Instandsetzung der Friedhofshalle begonnen worden, da die Wohnungsnot in Bingerbrück die übliche Aufbewahrung der Leichen in den Wohnungen weitgehend unmöglich machte. Mittlerweile sind auch die Reste der durch Bomben zerstörte Gräber beseitigt und die Friedhofsanlage ist wie die Allgemeine Zeitung am 26. April 1952 schreibt ,…in schönster Ordnung und zeigt dens Aufbauwillen einer Gemeinde, die fast restlos durch Bomben vernichtet war.‘

Nachdem einige Jahre über den Neubau einer neuen Kapelle und Leichenhalle diskutiert worden war, begannen im August die Bauarbeiten – zunächst mit einem Provisorium – damit die alte Halle abgerissen werden konnte. Im unteren Geschoß der neuen Halle werden zwei Leichenzellen, ein Geräte- und ein Waschraum und ein separater Raum für den Friedhofswärter eingerichtet. Neben der Aussegnungshalle wurden zwei kleine Zimmer, eins für den Pfarrer und das andere für die Leichenträger eingerichtet.

,Unter großer Beteiligung der Bevölkerung wurde am Sonntagvormittag die neue Friedhofshalle eingeweiht‘, so steht es in der Allgemeinen Zeitung vom 1. November 1966.

Bürgermeister Erich Naujack wertet das Bauwerk in seiner Ansprache als ,Ausdruck des Gemeinschaftsdenkens‘. 110.000 Mark kostete die Erstellung der Halle, weiter 70.000 Mark sollten für die Verbesserungen auf dem Friedhof verausgabt werden. Superintendent Gutzer und Pastor Saling betonten die christliche Botschaft die vom Kreuz ausgehe und die Bedeutung der Kapelle als einer Kapelle des Friedens. Die beteiligten Chöre taten ein Übriges um die Feier würdevoll zu gestalten (…).“

(Quelle: Carl Woog „ Gestorben wird immer… Spuren von Friedhöfen und Gräberfeldern auf dem Rupertsberg und in Bingerbrück“ in  „Bingerbrücker und Rupertsberger Geschichte(n)“ – Mit gliederzeitschrift des Heimatverein Bingerbrück e.V., Ausgabe 43, November 2017)

Urnenstelen in Bingerbrück.Im Stadtteil Bingerbrück gibt es folgende Bestattungsmöglichkeiten: Wahlgrabfeld für Särge, Sargreihengrab, Rasengrabfeld, Wahlurnengrabfeld, Rasenreihengrab, Urnenrasengrab, Urnennische/stele, Urnenreihengrab und naturnahe Bestattungen. 

Durch die terrassenförmige Anordnung der Grabstätten sind manche Grabstätten nicht einfach zu erreichen.


Grabarten / Gebühren


Anfahrt:

Stromberger Straße
von der B9 Richtung Stromberg/Weiler (B50) ca. 200 m hinter dem Ortsausgangsschild (Bingerbrück) direkt hinter einer Kurve