Kultur-AG an den Ganztagsschulen
Das Museum am Strom, die JUNGE Kunstwerkstatt und die Stadtbibliothek sind seit 2016 ein fester Bestandteil des AG-Programms im Ganztagsbereich der Grundschule an der Burg Klopp, der Rhein-Nahe-Schule Förderschule und der Realschule Plus am Scharlachberg. In enger Zusammenarbeit wird für jedes Schuljahr ein vielseitiges, auf die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Schulart genau zugeschnittenes Programm zusammengestellt.
Die AG bietet den SchülerInnen die Möglichkeit, die vielfältigen Angebote der verschiedenen Kultureinrichtungen kennenzulernen und vor Ort oder in der Schule unterschiedliche, handlungsorientierte Programme auszuprobieren. Sie findet in Absprache mit der entsprechenden Schule an einem bestimmten Wochentag zweistündig statt. Während die Grundschule an der Burg Klopp nur in der 2. Klassenstufe die AG anbietet, ist das Angebot an den anderen Schulen klassenübergreifend.
Neben Besuchen im Museum am Strom, geschichtsträchtigen Orten in der Stadt und der Stadtbibliothek erarbeiten Künstler der JUNGEN Kunstwerkstatt mit den SchülerInnen mit verschiedensten Materialien und Techniken unterschiedlichste Kunstwerke. Kleinere Ausstellungen in dem Format „Galerie der kleinen Meister“ zeigen in regelmäßigen Abständen die Arbeiten der SchülerInnen, die während des Jahres entstehen.
Einblick in das letzte Jahr
Das zweite Halbjahr des Schuljahres 2016/17 widmete sich der Skulpturenschau und der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst. In Zusammenarbeit mit der Kunstvermittlung der Skulpturentriennale entstand ein vielschichtiges, intensives Angebot für Kinder und Jugendliche. Unter dem Motto „Schüler führen Schüler“ erhielten alle AG-TeilnehmerInnen zunächst eine Führung durch die Skulpturenschau von SchülerInnen des Kunst-Leistungskurses 11 des Stefan-George-Gymnasiums Bingen und / oder des Sebastian-Münster-Gymnasiums Ingelheim.
In den darauffolgenden Wochen setzten sich die Kinder in jeder Schule mit Unterstützung eines Künstlers auf unterschiedlichste Art und Weise in Kleingruppen mit dem Thema der Ausstellung („Nah und Fern“) gestaltend auseinander. Die entstandenen Kunstwerke, Objekte aus Malerei, Fotografie und Skulptur, waren Hauptbestandteil der abschließenden Schülerausstellung der Triennalemacher.
Im neuen Schuljahr waren die Themen für die einzelnen Schulen wieder ausdifferenziert. Die SchülerInnen der Realschule Plus am Scharlachberg beschäftigten sich mit der Kulturtechnik des Schreibens und der anschließenden bildnerischen Umsetzung des Geschriebenen. Keramische Arbeiten entstanden, die fotografiert und mit der Geschichte graphisch umgesetzt wurden. Das Endprodukt ist ein Heftchen mit dem Titel „Die Super Pizzen aus dem Hinterhof“. Den Schaffensprozess, die künstlerischen Ergebnisse sowie das Heftchen präsentierte die Stadtbibliothek.
Die Werkstatt in der Grundschule an der Burg Klopp verwandelte sich dagegen in einen Experimentierraum für Farben. Aus Naturmaterialien wie Rotkohl, Blüten, etc. wurden in einem ersten Schritt Farben gewonnen und dann verwendet. Durch den Zusatz von Essig, Zucker oder Salz konnten Farbveränderungen hervorgerufen und erlebt werden. Die auf diese Weise produzierten farbenfrohen Papiere dienten wiederum als Arbeitsmaterial zur Herstellung wundersamer, fantasievoller Geschöpfe, die schließlich zu schillernden Mobiles zusammengebaut wurden. In der Erlebniswerkstatt des Museums konnten die SchülerInnen dann allerhand über die die aufwändige Herstellung verschiedener Farben für die mittelalterliche Buchgestaltung in Klöstern erfahren sowie das Ansetzen von Tinte, beispielsweise mit Ruß, durch eigenes Tun nachvollziehen. Zudem stand eine nähere Beschäftigung mit den Rohmaterialien, die früher für die Farbgewinnung eine wichtige Rolle spielten, auf dem Programm. Manche dieser Pflanzen fanden nämlich in anderem Zusammenhang auch in den naturheilkundlichen Schriften Hildegards von Bingen Erwähnung. Die Bibliothek wurde immer wieder zur Recherchearbeiten mit eingebunden und ist so für die SchülerInnen von einem anonymen Ort, an dem Bücher aufbewahrt werden, zu einem lebendigen und spannenden Entdeckungs- und Lernort geworden.
Dem Wunsch der Rhein-Nahe-Förderschule nach einem handwerklich-technischen Schwerpunkt wurde durch das Engagement des Metallkünstlers und Schmiedepädagogen Joachim Harbut Rechnung getragen, der einzigartige Einblicke in sein Handwerk gibt. In gemeinsamer praktischer Arbeit haben die Kinder und Jugendlichen für die Schule ein Gemeinschaftswerk geschaffen: eine Sonne. Bei der Herstellung dieses Objekts konnten die SchülerInnen verschiedene handwerkliche Techniken kennenlernen und ausprobieren. Der Umgang mit offenem Feuer in der Gruppe erfordert zudem ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, was somit auch die soziale Kompetenz der TeilnehmerInnen besonders stärkt. Um verschiedene Aspekte des Handwerks (auch in historischer Dimension) vertiefend zu beleuchten und einen Gesamteinblick zu vermitteln, lieferten Museum und Bibliothek flankierende Informationen zu dem Beruf des Schmieds, den schon Römer und Kelten ausübten. In den Vitrinen des Museums am Strom konnten Schmiedearbeiten und Schmuckstücke aus alten Zeiten begutachtet werden. Das eigne Tun im Vorfeld hat dazu beigetragen, den Sinn der SchülerInnen für den Wert und die kulturelle Bedeutung dieser Exponate nachhaltig zu schärfen.