Die Binger Familienbücher
Seit dem letzten Jahr erhöhte sich die Anzahl der genealogischen Anfragen an das Stadtarchiv. deutlich. Viele Menschen nutzen die Zeit, um ihre Familiengeschichte zu recherchieren. Ein neues Angebot der Historischen Gesellschaft Bingen (Förderverein des Stadtarchivs) unterstützt nun Interessierte bei ihrer Recherche von zu Hause aus:
Die Binger Familienbücher sind online
Zwar nicht als Digitalisat, aber als Transkript und damit leicht durchsuchbar.
Was ist ein Familienbuch?
Das Binger Familienbuch ist kein Stammbuch oder Stammbaum, sondern eine historische Archivalie aus dem 18. und 19. Jahrhundert. In einigen Städten gab es diese Art von Registern, die üblicherweise von der Kirche erstellt wurden. Im Fall Bingens war es aber wohl die Verwaltung.
Das Familienbuch erfasste Geburt, Hochzeit und Tod nicht – wie in Kirchenbüchern ansonsten üblich – chronologisch, sondern nach Familiennamen und mit Querverweisen. Eine Art Datenbank auf Papier und eine Fundgrube für Familienforscher*innen.
Unsere große Anerkennung geht an Dr. Hans-Josef von Eyß, der in jahrelanger, unermüdlicher ehrenamtlicher Arbeit für die Historische Gesellschaft Bingen die zahlreichen Einträge im Buch transkribiert und in eine Datenbank überführt hat, sodass der Verein das Ergebnis nun der Allgemeinheit zur Verfügung stellen kann.
Herzlichen Dank, Herr von Eyß!
Wie recherchiere ich im Familienbuch?
Anleitung am Beispiel der Familie Espenschied
Die Benutzung des Familienbuches ist einfach. Um jede Person mitzunehmen erkläre ich die Benutzung bewusst kleinteilig.
Gehen wir sie am Beispiel der Familie Espenschied gemeinsam durch. Im 19. Jahrhundert waren Espenschieds einer der wohlhabenden und damit einflussreichen Familien. Auch im Familienbuch finden sich einige der Familie.
Schritt 1: Webseite öffnen
Öffnen Sie die Unterseite der Historischen Gesellschaft Bingen, die auf die Familienbücher verlinkt.
Hier ein Direktlink: Binger Familienbücher auf der Seite der Historischen Gesellschaft Bingen
Schritt 2: Recherche in den Registerbänden
Die ersten beiden genannten Links sind die Verweise auf beide Registerbände, die nach (binärem) Geschlecht getrennt sind. Sie sind jeweils alphabetisch nach dem Nachnamen sortieren. Eine schnellere Suche ist über das Suchfeld möglich oder natürlich über den Shortcut (Windows: Strg+F, Mac: cmd+F).
Wenn Sie wie wir in unserem Beispiel nach einer Familie recherchieren, so nutzen Sie beide Dokumente.
Am linken Rand finden sich Hinweise auf die Fundstelle der Familienmitglieder:
- Band 1: 6790, 6792
- Band 2: 3574, 4572, 5041, 7503, 8076, 9501, 13388, 13586
- Band 3: 623, 2341, 4430, 6805, 14470, 22056
Schritt 3: Recherche in den Familienbüchern
Nehmen wir das erste Espenschied-Familienmitglied, das sich in den Familienbüchern findet: Band 1, Nr. 6790.
Band 1 ist in drei Teile geteilt, um die Downloadgröße geringer zu halten. Im Fall Espenschied klicken wir daher auf „Band 1 – A bis F“. Es öffnet sich ein weiteres pdf-Dokument, dessen Einträge nach einer laufenden Nummer sortiert sind.
Schritt 4: Die Daten
Schauen wir uns beispielhaft zwei Einträge der Espenschieds an.
Unter Nummer 6790 findet sich die Angabe „Espenschied, Hch. Georg, Kaiserl. Rekrut, 1843, Neuß, 1861.08.08“. Es handelt sich also um den Kaiserlichen Rekruten Heinrich Georg Espenschied, der 1843 in Neuß geboren wurde und bereits am 8. August 1861 verstarb.
Das folgende Feld ist leer, d.h. es wird im Familienbuch auf jede weiteren Familiendaten (Verwandtschaftsverhältnisse, Kinder, Ehen) hingewiesen.
Ein anderes Beispiel aus Band 2. Die Nummer 4572 verweist auf Susanne Espenschied, die keinem Beruf nachging und nach 1905 in Büdesheim verstorben ist. Ein Geburtsdatum fehlt, doch sind unterhalb ihres Namens männliche Vornamen zu finden: „Peter Heinr. Christ. Jul.“. Nicht nur der genaue Vorname wird im Familienbuch aufgelöst, sondern auch sein Verwandtschaftsverhältnis zu Susanna Espenschied. Vermutlich war es ihr Ehemann, doch die Sicherheit bleibt aus, denn er ist nicht im Männerregister zu finden – zumindest nicht unter seinem vollen Vornamen.
Dafür finden sich aber direkt unter jenem diesem Eintrag in Band 2 die Angaben zu zwei Kindern Susannas: Sohn Karl und Tochter Elisabeth. Sie sind 1872 in Bingen bzw. 1874 in „Baldorf? Kleve“ geboren und 1939 bzw. 1950 verstorben.
Wie recherchiere ich generell nach Familiengeschichte?
Die Familienbücher sind nur eines von mehreren Möglichkeiten, nach der eigenen Familiengeschichte zu recherchieren.
Weitere Anlaufstellen sind
- Das Stadtarchiv Bingen: alte Adressbücher, Katasterbände, Familienanzeigen Zeitungsbände, Bevölkerungslisten, Sammlung zu Binger Persönlichkeiten
- Das Standesamt Bingen: Geburts-, Heirats- und Todesregister
- Das Bürgerbüro Bingen: Melderegister
- Die Binger Pfarrämter, je nach Konfession: Kirchenbücher
- Andere Archive mit Unterlagen zu Bingen, v. a.
- das Landesarchiv Speyer – hier lagern die Unterlagen des Stadtarchivs Bingen vor 1800 sowie ca. 1945-1970 als Depositum
- die Hessischen (Haupt-)Staatsarchive in Wiesbaden und Darmstadt – für die Zeit 1816-1945
- das Bundesarchiv (BArch) - insbesondere für die NS-Zeit
- die Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen (BStU) - sofern Kontakt mit ehemals kommunistisch regierten Ländern Europas bestand
- das Arolsen Archive (ehemals ITS) - sofern Personen verfolgt wurden oder verschollen sind
- das Wehrmachtsarchiv (WASt), jetzt Teil des Bundesarchives – für Soldaten im 2. Weltkrieg (Hinweis: Eine Recherche dauert in der Regel 2,5 Jahre)
- Yad Vashem – für jüdisch gläubige Binger*innen
- Online:
- Archivportal-D
- Archivdatenbanken der obengenannten Archive
- genealogische Online-Portale/-Communities, beispielsweise "Family Search" der LDS
- Archivportal-D