Das Binger Ärztebesteck

Im Sommer 1925 entdeckte man beim Ausbau einer Straße in Bingen ein römisches Gräberfeld aus dem 2. Jahrhundert n. Chr.

Zu diesem antiken Friedhof gehörte auch ein Arztgrab.

Darin befand sich neben einer Urne unter anderem eine große Bronzeschüssel mit 66 Gegenständen aus dem Besitz des verstorbenen Mediziners, in der Mehrzahl chirurgische Instrumente. Lange wurde dieser sensationelle Fund in einem Banktresor unter Verschluss gehalten, seit 2001 aber ist das Ärztebesteck der Öffentlichkeit zugänglich und kann im Museum am Strom besichtigt werden.


Filmausschnitte aus der DVD "Der Schatz von Bingen – Das Instrumentarium eines römischen Arztes aus dem 2.Jh.n.Chr.". Dr. Karl-Maria Heidecker, ehemaliger Chirurg, stellt im Film das römische Ärztesteck vor. (Die DVD ist im Museumshop für 14,95 € erhältlich)

Skalpelle                            Schröpfköpfe                               Trepanation


Nilpferd mit Uräusschlange 2. Jh. v. Chr.

Binger Ärztebesteck kleine Bronze Nilpferd und CobraAuch diese kleine Bronzefigur gehörte zu den Beigaben in dem Binger Arztgrab. Sie stellt ein Nilpferd dar, auf dessen Rücken eine sich aufbäumende Kobra liegt. Um den römischen Medicus als Individuum greifen zu können, ist diese Statuette der einzige, vage Hinweis. Das Nilpferd, aber vor allem auch die sich aufreckende Kobra, die im alten Ägypten Göttern und Pharaonen als Uräusschlange zum Schutz zugedacht wurde, wecken Assoziationen zu dem Land an der Mündung des Nils. Forscher nehmen daher an, dass der Besitzer des Ärztebestecks möglicherweise aus Ägypten gestammt oder an der berühmten medizinischen Hochschule in Alexandria seine Ausbildung erhalten haben könnte. Später hat ihn dann vielleicht der Militärdienst in die nördliche Grenzregion des Römischen Reiches verschlagen.

Das Nilpferd ist innen hohl, es mag als Behälter für Duftstoffe oder Rauschmittel gedient haben.


Schröpfköpfe - Kennzeichen antiker Ärzte

Schröpfköpfe mit Ständer, BronzeNicht der Äskulapstab war in der Antike das markante Symbol des ärztlichen Standes, sondern der Schröpfkopf. Zum Instrumentarium des Binger Chirurgen gehörten gleich drei dieser Exemplare. Ihre pilzförmige, spitz zulaufende und ziemlich große Gestalt ist typisch für die römische Kaiserzeit. Die Ringe am oberen Ende dienten zum Aufhängen an einem extra angefertigten Ständer, der durch sein Weinlaubdekor ein gewisses Faible des Besitzers für Lokalkolorit verrät.

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