Himmelsglanz und Höllenpein

(7. September 2010 bis 3. Juli 2011)

Himmelsglanz und Höllenpein - Plakat zur AusstellungHier lodern die Höllenflammen in krassen Rottönen, und dort werden die Annehmlichkeiten des himmlischen Paradieses in prachtvollen Goldfarben geschildert: Bunt, lebendig und manchmal auch recht drastisch waren die Ausdrucksformen mittelalterlicher Kunst, wenn es galt, die unterschiedlichsten Visionsberichte in Bilder umzusetzen. Denn Hildegard von Bingen war vielleicht die bedeutendste, jedoch nicht die einzige Prophetin, die der Nachwelt ihre Gesichte hinterlassen hat: Zahlreiche weitere Buchmalereien der Zeit zwischen 1000 und 1500 illustrieren die göttlichen Eingebungen von tugendhaften Jungfrauen, sündhaften Rittern und auch der Propheten und Patriarchen des Alten Testaments.


Die neue Ausstellung im Museum am Strom setzt ganz auf Multi-Media, um den Besuchern diese fremde und doch hoch spannende Bilderwelt lebendig zu erschließen. Im Mittelpunkt steht eine interaktive PC-Konsole, die es erlaubt, virtuell durch Hildegards "Scivias" zu blättern und einfach per Fingerdruck Erläuterungen zu den Visionsbildern abzurufen. Von da aus wird der Bogen zu weiteren illustrierten Visionstexten geschlagen: 14 großformatige Leuchtbilder mit integrierten Hör-Installationen stecken das gesamte thematische Spektrum ab - von der Apokalypse über Jenseits- und Himmelsvisionen bis hin zur Traumoffenbarung und der mystischen Gottesschau. So wird die Möglichkeit geboten, die große Seherin aus Bingen einmal im kulturhistorischen Zusammenhang ihrer Epoche einzuordnen und zu verstehen. Seltene Frühdrucke und wertvolle gotische Originalobjekte v.a. aus dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt illustrieren darüber hinaus das Milieu mittelalterlicher Frömmigkeit, in dem der Glaube an die Kraft der Eingebung selbstverständliche Realität war.