Bingen unterm Großerzog. Die Stadt in hessischer Zeit 1816-1918.
21. Mai - 23. Oktober 2016
Der Löwe kommt in die Stadt: „Am 28. Juli 1816 ist das hessendarmstädter Wappen, nämlich der Löwe, in Bingen angeschlagen worden: Am Kran um 11 Uhr, hernach am Gautor und zuletzt am Rathaus.“ (Tagebucheintrag des Binger Schiffers Adam Sensig zum Übergang Bingens an das Großherzogtum Hessen)
Unternehmen Sie eine historische Reise in das „hessische“ Jahrhundert der Binger Stadtgeschichte: Die Ausstellung bietet einen Überblick über die bewegten Jahre zwischen 1816 und 1918, als Bingen nicht nur zum Wallfahrtsort der Rheinromantiker und frühen Touristen wurde, sondern auch den umfassenden historischen Wandel von der (im Kern noch) mittelalterlichen zur modernen Stadt zu bewältigen hatte. Moderne Staatlichkeit und Verwaltung traten an die Stelle traditioneller Herrschaftsformen; aus der mainzischen wurde die hessische Stadt; anstelle von Erzbischof und Domkapitel traten protestantische Großherzöge als Staatsoberhäupter.
Die Gesellschaft war im tiefen Wandel, erste Industriebtriebe rekrutierten ihre Arbeiterschaft aus den Dörfern der Region, Auswandererschiffe traten im Binger Hafen ihren langen Weg bis nach Amerika an. Und die Gestalt Bingens veränderte sich nachhaltig. Anstelle der engen, ummauerten Stadt trat das „neue“ Bingen mit repräsentativen Gebäuden entlang der Ausfallstraßen.
Jedoch mündete die Boomzeit der Gründerjahre nach 1871 in die Katastrophe des Ersten Weltkriegs, der zahlreiche Opfer auch aus der Region forderte und schließlich die Abdankung der hessischen Großherzogs mit sich brachte.
Anhand von zahlreichen Dokumenten, Originalobjekten und grafischen Aufbereitungen bietet die Ausstellung ein umfassendes Bild einer ganzen Epoche – und stellt dabei in plastischen Porträts auch typische Binger Einzelschicksale vom Großbürger bis zum Bettler vor.