175 Jahre Binger Fastnacht

175 Jahre Binger Fastnacht 1833 -2008 - Ein Streifzug durch die Geschichte bürgerlicher Fastnachtskultur

(11. November 2007 – 23. Februar 2008)

Seit 175 Jahren steht Bingen in der fünften Jahreszeit Kopf. Da gab es bis zur Unkenntlichkeit maskierte Narrenscharen, die am Lumpensamstag Bingens Straßen mit lautstarkem Leben erfüllten, und kilometerlange Rosenmontagsumzüge, für deren prachtvoll ausgestattete Wagen die Binger ein Vermögen ausgaben. Närrische „Heerlager“ ließen sogar die Mauern der fastnächtlichen „sturmreifen“ Burg Klopp mit dem Knallen von Sektkorken erbeben. Die Ausstellung im Museum am Strom zeigt die Entwicklung der Binger Fastnachtskultur von 1833 bis heute anhand antiker Fotografien, Kostüme, Masken und einer beeindruckenden Sammlung originaler Orden aus dem Besitz des Binger Karneval Vereines (BKV) und Privatbesitz karnevalbegeisterter Bürger.
Fastnacht war für die Binger Bevölkerung spätestens seit den 1930er Jahren eine Gelegenheit, um sich nach den überstandenen Kriegen zu amüsieren. Karneval war jedoch nicht nur ein heiterer, unbeschwerter Höhepunkt des Jahres, sondern bedeutete für die auf den Fremdenverkehr angewiesene Stadt am Rhein-Nahe-Eck auch eine zusätzliche Attraktion, deren wirtschaftlicher Faktor nicht zu unterschätzen war. Die Ausstellung im Museum am Strom dokumentiert diese Entwicklungen der Binger Fastnachtskultur mit liebevoll zusammengetragenen Erinnerungsstücken, die zum Teil im Brauereikeller Baptist Trautwein die beiden Weltkriege unversehrt überstanden haben.
Ein Foto aus dem Jahr 1903 beispielsweise, auf dem der Elferrat des BKVs im damaligen Trend als Chinesen verkleidet abgebildet ist: Chinesische Tracht, künstlicher Schnurrbart und sogar ein Chinesenzopf, der dem Rosenmontag zum Opfer fiel, wurden detailgetreu nachgebildet.
Ausgewählte Fotografien von dem als „Pankgrafen“ verkleideten Elferrat um 1930 erzählen politisch brisante Geschichten aus dem französisch besetzten Bingen oder auch von der Emanzipation der Binger Frauen, die um 1920 als Amazonenheer verkleidet als erste Frauengarde an der Karnevalssitzung teilgenommen hatte.
Zudem faszinieren noch weitere Einzelstücke der Ausstellung, so auch ein prunkvoller, eigens für den BKV angefertigter Orden aus dem Jahr 1892 sowie eine ironische Glückwunschkarte an den Konkurrenten Mainz.
Begleitpublikation: „175 Jahre Binger Fastnacht.1833 -2008 - Ein Streifzug durch die Geschichte bürgerlicher Fastnachtskultur“, ISSN 0724-1098 („Binger Geschichtsblätter“, Bd. 24)